Die Vereinschronik des Musikverein Pattensen von 1890
Am 14.1.1890 fanden sich 11 Herren um einen Musikclub, den heutigen Musikverein, zu gründen und Musik zu üben behufs (zum Zwecke) geselliger Unterhaltung.
Schon 2 Tage später am 16.1.1890 wand man sich an den Magistrat der Stadt Pattensen mit der gehorsamsten Bitte um Genehmigung hierzu erteilen.
Und man kann es kaum glauben, auch damals gab es schon zügig arbeitende Verwaltungen, nach nur 4 Tagen am 20.1.1890 gab der Magistrat die Genehmigung zur Gründung des Musikclubs. Mit der Auflage das Vereinslokal und Übungsabende bekannt zu geben sowie die musikalischen Übungen und Unterhaltungen in ruhestörender Weise nicht über 22.00 Uhr auszudehnen.
Um den Musikbetrieb aufnehmen zu können, fehlten nur noch Instrumente, die dem Musikverein Bennigsen für 160 Reichsmark abgekauft wurden. Da die angehenden Musiker nur 60 Reichsmark auftreiben konnten, nahm man beim Gesangverein Germania einen Kredit von 100 Reichsmark auf.
Dank zahlreicher Auftritte bei denen so manche Mark eingenommen wurde, konnte der Kredit schon im Jahre 1890 zurückgezahlt werden.
In den folgenden 10 Jahren war der Verein nicht immer auf Rosen gebettet. Die Instrumente wechselten des öfteren den Benutzer. Aber trotzdem wurden etlichen Konzerte und Ausflüge veranstaltet, an denen manchmal auch der Gesangverein Germania teilnahm.
So auch im Jahre 1893, als Musik- und Gesangverein mit gleichen Strohhüten ausgerüstet einen recht amüsanten Ausflug nach Oerie machten um einen Gasthof einzuweihen. Dieser Ausflug endete dann leider mit einer Schlägerei, bei der ein Herr Othmer von einem Mitglied des Gesangsvereins was auf die Ohren bekam. Aus welchen Gründen auch immer, der Sänger wurde aus dem Gesangverein ausgeschlossen. Dies war sicherlich ein Einzelfall, der die Gemeinsamkeiten beider Vereine nicht darstellte. Denn ab 1899 hatten der Musikklub und der Gesangverein Germania sogar einen gemeinsamen Dirigenten, den Herrn Wetzler. Dieser erhielt für seine Mühen ein Gehalt von 54 Reichsmark pro Jahr. Die Gegenleistung war 1 x wöchentlich 1 Stunde das Blasen und Singen zu lehren.
1916-1918 ruhte das Vereinsleben.
Das Jahr 1922 muss ein Jahr der Instrumentenreparaturen gewesen sein, denn die Mitglieder wurden darauf aufmerksam gemacht, dass fortan die Schäden an den Musikinstrumenten selbst getragen werden müssten.
Vergessen wollen wir auch nicht, dass das Jahr 1922 das Eintrittsjahr der Brüder Ernst und Karl Fischer gewesen ist, die über viele Jahrzehnte hinaus den Verein geformt und geführt haben.
1923 muss für unsere Gründer und damaligen Mitglieder ein besonders hartes Jahr gewesen sein. Denn in den Aufschreibungen heißt es immer wieder: Wir haben ordentlich gegessen und nach besser getrunken, vom 1. Piston bis zum Trommelschläger war allen schwindelig. Und gerade in diesem Jahr mussten die Übungsabende privat abgehalten werden, weil niemand sich das Bier in der Gaststätte hat leisten können.
Ab 1924 ging es wieder bergauf, das Schnäpschen und das Glas Bier gab es schon wieder zu erschwinglichen Preisen. Einen heute guten alten Bekannten traf der Musikklub im Jahre 1926 das erste Mal… den Gestorfer Musikverein, der uns zu einem Fest einlud.
1928 hatte der Musikklub zu einem Konzert eingeladen, welches nur für anständige Personen zugelassen war. Was auch immer der Anlass dazu gewesen war – aber wir nehmen an, dass waren Personen, die anständig einen Trinken konnten.
Den Jahresberichten zufolge standen das Essen und Trinken und natürlich auch das Blasen immer an erster Stelle. 1936 wurde sogar ein Schwein angeschafft, um 1937 zur Hauptversammlung was ordentliches zum Beißen zu haben.
Unser ehemaliges Ehrenmitglied Ernst Busche nahm es in Pflege und durfte dafür den Mist behalten. Alle anderen Mitglieder mussten für das Futter sorgen. Im Herbst ´36 wurde das Schwein allerdings wegen der hohen Unterhaltskosten verkauft. Aus der Traum vom guten Essen.
Das 50jährige Jubiläum im Jahre 1940 fand nur in einem kleinen Rahmen statt. Der Bürgermeister der Stadt Pattensen Herr König beglückwünschte den Musikklub zu seinem 50igsten Wiegenfest und hoffte, dass die nächsten 50 Jahre genauso erfolgreich überstanden werden.
1940-1946 ruhte wiederum das Vereinsleben, aber am 16.5.46 ging es wieder in die Vollen. Der Musikverein setzte sich erneut das Ziel, die Blasmusik zu pflegen und zu fördern.
1962 begann der Musikverein in den Schulen nach Jugendlichen zu suchen, die Interesse an der Blasmusik hatten, da die Anzahl der aktiven Mitglieder immer weniger wurde. Es fanden sich auch 14 Jungen, die ein Musikinstrument erlernen wollten.
Die Ausbildung übernahm ab dem Frühjahr 1963 das Vereinsmitglied und Trompeter Alfred Fischer. Musikalischer Leiter zu diesem Zeitpunkt war der Kammermusiker Wilhelm Behrens vom Opernhaus Hannover.
1967 verpflichtete der Musikverein den Obermusikmeister Willi Bukowsky als neuen Dirigenten.Er hatte bis 1977 die musikalische Leitung des Musikverein Pattensen.
Der Verein gliederte sich zu der Zeit in 18 aktive und 61 passive Mitglieder.
Im Jahre 1977 begannen auch unsere zahlreichen Fahrten in die französische Partnerstadt Saint Aubin-les-Elbeuf.
1978 konnten wir den Nachfolger von Willy Bukowsky, Herrn Heinrich von Senden (1. Trompeter im Opernhaus Hannover) in unseren Reihen begrüßen. Auch Herrn von Senden haben wir viele musikalische Höhepunkte zu verdanken.
Am 14.3.1980 wurde Hubert Zimbal zum 1. Vorsitzenden vom Musikverein Pattensen gewählt und hat damit Ernst Busche abgelöst.
Zusätzlich hat der Verein 1980 einen mächtigen Aufschwung erlebt, im musikalischen Bereich, aber auch an der Anzahl der Mitglieder. Es waren derer fast 150, 108 passive und 38 aktive Mitglieder.
Das es zu dieser doch stattlichen Zahl von passiven Mitgliedern kommen konnte, haben wir unseren Musikfreunden Ernst Busche und Winfried Reinicke zu verdanken, die damals von Haus zu Haus gingen um Mitglieder zu werben.
Und nicht nur das haben die beiden geschafft, es ist ihnen 1981 auch gelungen, nachdem wir ohne Dirigenten dastanden, Herrn Wolf-Dieter Kollarz (1. Posaunist im Opernhaus Hannover) für den Musikverein Pattensen als Dirigenten zu gewinnen.
1986 stellte der Musikverein anlässlich der 1000 Jahrfeier der Stadt Pattensen mit viel Mühe, Arbeit und letztendlich auch mit Erfolg seine erste Schallplatte mit dem Titel Swingende Blasmusik her.
Nachdem der Musikverein seine Schallplatten mit Erfolg verkauft hatte, wurde viel für die Nachwuchsarbeit getan. Es wurden viele junge Musiker/innen ausgebildet, die durch die gesamte Palette der Blechbläser ging. Posaunen, Tenorhorn und Trompete waren und sind immer noch die beliebtesten Ausbildungsinstrumente. Aber auch Klarinetten und Saxophon-Spieler/innen wurden ausgebildet. Der Musikverein konnte einige Musiker verzeichnen, die auf Landeswettbewerben mit Erfolg (1-3 Plätze) ausgezeichnet wurden.
Im Jahre 1987 galt ein besonderer Dank Ernst Fischer, der nun mehr seit 65 Jahren aktiven Dienst im Musikverein leistet. Sein großes Engagement für
den Verein war sein Leben!
Besonders hervorzuheben ist natürlich das Pattenser Schützenfest, wo der Musikerverein all die Jahre immer viel Spaß bei der Musik hatte. Es wurde immer gut und lange im Festzelt musiziert, Schützenkönige wurden abgeholt und Geburtstagsständchen gespielt.
Vom 11.05-15.05.1988 war der Musikverein zu Besuch bei der befreundeten Kapelle Kumitz in Kainisch aus der Steiermark. Dort unternahm der Verein einige Ausflüge in der Umgebung und gab mit der Kumitzer Kapelle einige Konzerte. Eine unvergessliche Reise !!!
Am 20.05.1990 wurde Ernst Busche, Ehrenvorsitzender des Musikvereins, 80 Jahre alt. Er prägte lange Zeit durch seine Vorstandsarbeit den Verein und war immer ein lustiger und geselliger 2.Flügelhornist !
Vom 12.10-14.10.1990 feierte der Musikverein sein 100jähriges Bestehen! Es konnte auf ein mit Erfolg verlaufendes Wochenende zurückgeblickt werden. Nachdem am jenen Freitagabend ein Kommers mit zahlreichen gratulierenden Gästen abgehalten wurde, stand am Samstagabend ein großes Jubiläumskonzert an. Der Musikverein Pattensen, der Musikverein Dössel, die Liedertafel Pattensen und die Jazzcombo des Musikvereins Pattensen boten den über 400 Zuschauern ein abwechslungsreiches Programm. Als Abschluss wurde am Sonntag ein Frühschoppenkonzert mit den Auberger- Musikanten abgehalten. Allen Beteiligten wird die Jubiläumswoche ein Erlebnis bleiben, an das man sich noch lange und gerne erinnern wird.
Am 05.04.1992 kam der Musikverein in den Genuss, einen Gastauftritt beim Konzert des Stabsorchesters der sowjetischen Streitkräfte in Pattensen zu geben.
Im Jahre 1998 hatte der Musikverein seinen zuschauerreichsten Auftritt. Vor ca.1000 Gästen sorgte der Verein beim Kongress der europäischen Zuckerrübenbauer in der Fischauktionshalle in Hamburg für die musikalische Umrahmung.
Am 4.Juli 2000 stand für den Verein sein zweitgrößter Auftritt in der Geschichte bevor. Im Rahmen des Internationalen Zuckerkongresses gestaltete der Musikverein musikalisch den Gala-Abend der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker in den Babelsberger Filmstudios. Vor über 500 Gästen spielte der Verein mit Erfolg zum Tanz auf. Diese beiden Veranstaltungen waren ein voller Erfolg und werden den Musikern in ewiger Erringung bleiben!
Ein weiteres Konzert im Jahre 2000 vor traumhafter Kulisse bot der Verein auf der Bühne im Hermesee während der Expo-Ausstellung.
Durch die professionelle Arbeit im Musikverein Pattensen und die professionelle Ausbildung von jungen Musikern durch unseren ehemaligen Dirigenten H.Wolf-Dieter Kollarz entwickelte sich in den Jahren nicht nur das Weihnachtskonzert (immer am 3.Advent Realschule Pattensen) zum Aushängeschild des Musikvereins. Auch alle anderen Auftritte werden durch ihn zu „Musikschmankerl“.
Hierfür ein besonderer Dank an H. Wolf-Dieter Kollarz !!!!!
Im Januar 2008 gab Hubert Zimbal nach 28 Jahren das Amt des 1. Vorsitzenden vom Musikverein Pattensen an seinen Stellvertreter Marco Grote ab. Ein ganz besonderer Dank gilt ihm für seine hervorragende Arbeit als 1. Vorsitzender des Vereins.
Hubert Zimbal hatte immer ein offenes Ohr für jeden, er hat den Verein auf die Erfolgsspur geleitet und somit alle Vereinsmitglieder und Musikvereinsfreunde viele freudige und superschöne Stunden beschert.
Im selben Jahr spielte der Musikverein Pattensen ein ganz besonderes und einmaliges Ständchen vorm Opernhaus Hannover. Wolf-Dieter Kollarz hatte seine letzte Vorstellung im Opernhaus als Soloposaunist zu spielen, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand entlassen wurde.
Natürlich wollte der Musikverein seinen Chefdirigenten zusätzlich an dem Abend eine Freude machen und so spielte der Verein nach der Opernhausvorstellung vor dem Haupteingang bei Dunkelheit im Fackellicht ein Überraschungsständchen vor viel Publikum für den frischen Rentner.
Am 26.06.2011 veranstaltete der Musikverein Pattensen ein außergewöhnliches Jubiläumskonzert, Wolf–Dieter Kollarz war 30 Jahre lang Chefdirigent des Vereins.
Ihm ist es zu verdanken, das der Musikverein Pattensen sehr erfolgreiche Jahre
in Sachen Ausbildung von Nachwuchs, Auftritte und Konzertveranstaltungen erleben durfte.
Zum Verlauf des Konzertes ist noch zu erwähnen, das überraschenderweise viele ehemalige langjährige aktive Musiker wie z.B. Christopf Fischer, Kuno Schröder, Heiner Ohlendorf, Werner Hesse, Stefanie Sonnekalb, Fritz Baxmann, Horst Wissel und noch viele andere zu ehren von Wolf-Dieter Kollarz nochmals mitgespielt haben. Dieses einzigartige Konzert wird allen ewig in Erinnerung bleiben.
Der Musikverein Pattensen hat am 1.7.2012 nach über 30 Jahren seinen Chefdirigenten gewechselt. Wolf-Dieter Kollarz übergab den Dirigentenstock an seinem langjährigen 2. Dirigenten Tobias Zielinski und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.
Harald Gericke wurde mit viel Freude von allen Musikern als 2. Dirigent ernannt.
In den darauffolgenden Jahren unter der musikalischen Leitung vom Chefdirigenten Tobias Zielinski wurden viele tolle und unterschiedliche Konzerte absolviert. Zusätzlich wurden unter ihm mit viel Mühe und Elan Gesangstücke einstudiert und erfolgreich mit dem Orchester aufgeführt.
Aber auch ein Kinderorchester konnte ins Leben gerufen werden, wo drauf der Musikverein Pattensen ganz stolz ist.
Und nun ist der Musikverein Pattensen 125 Jahre alt.
Am 12.6.2015 feierte der Musikverein Pattensen sein 125 jähriges Bestehen. Mit einem mehrstündigen musikalischen Programm der Extraklasse hat der Verein an diesem Freitagabend seine Zuhörer auf dem Schützenplatz im vollbesetzten Festzelt verwöhnt.
Die 50 aktiven Musiker des aktuell 150 Mitglieder zählenden Vereins zeigten, dass Tradition nicht nur das Bewahren des Vergangenen bedeutet, sondern auch das Beleben der Gegenwart.
Die Dirigenten des Musikverein Pattensen, Tobias Zielinski und Harald Gericke, hatten das Orchester auf höchsten Niveau vorbereitet, so dass der bekannte Florentinermarsch mit Bravur vorgetragen wurde aber auch Westernklänge von Ennio Morricone mit Gesang die Zuschauer erfreuen konnte.
Vereinsvorsitzender Marco Grote forderte Musikfans aller Generationen auf zum Mitmachen: „ Unsere Jüngste an der Flöte ist 10 Jahre alt, unser Ältester an der Tuba ist 72 Jahre. Und der Musikverein ist stolz auf seine 16 Jahre junge Tubistin Anna Hinske. Weiterhin wurde den Abend die Vereinshistorie vorgetragen, eine Bilderausstellung mit vielen alten Bildern konnte besichtigt werden, der befreundete Musikzug Hiddestorf Ohlendorf spielte auf.
Ein weiterer Höhepunkt an diesem Abend war die Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft von Hubertus Zimbal, Karl Zielinski, Wolfgang Warda und Heiner Ohlendorf.
Natürlich wurden dem Musikverein Pattensen viele Glückwünsche zugetragen unteranderem auch von der Bürgermeisterin der Stadt Pattensen Ramona Schumann, Ortsbürgermeister Günther Bötger sowie Ortsbrandmeister Uwe Fleischmann und von vielen weiteren Vereinsvorsitzenden. Nach dem offiziellen Jubiläumskonzert konnte im Festzelt noch entspannt weiter gefeiert werden.
Abgerundet wurde dann das Jubiläumsjahr am 19.12.2015 mit einer tollen Weihnachtsfeier im Festsaal im Hotel zur Linde für die aktiven Musiker.
An diesem Abend wurde das neue „Rollup“ den Musikern vorgestellt, welches von Carola Nicolai entwickelt wurde und von Marco Grote dem Musikverein Pattensen gespendet wurde.
Zum Abschluss möchten wir noch den Leitspruch unserer Gründerväter verkünden:
Freten, Supen, Pupsen, langsam gehen und tuten, das sind unsere Hauptstatuten!